Der Pitch Standard 2.0
transparency, fair play and fair pay. Das ist das Motto des neuen Pitch Standards 2.0 vom Verband der Werbefilmproduzenten. Warum diese 3 Punkte so wichtig sind, was sich mit dem neuen Modell ändern soll und welche Bedeutung das für Filmproduktionen wie die urbanuncut. hat, gibt’s hier.
Back to the Basics.
In der Filmbranche dient ein Pitch zur Vorstellung einer Idee. Es handelt sich um eine kurze Präsentation, die zum Ziel hat, das Interesse des Zuhörers, in diesem Fall der auftraggebenden Agentur bzw. des Kunden zu wecken. Hierfür sollte die Präsentation kurz und prägnant sein, um Interesse zu wecken und den Kunden schnellstmöglich von ihrer Ausführung des Projekts zu überzeugen.
Meistens findet ein Pitch im Rahmen einer Ausschreibung statt. Und hier liegt auch das Problem:
Wie läuft ein Pitch aktuell ab?
Der Pitch-Prozess in der Werbebranche ist ein komplexer und zeitaufwändiger Prozess. Er beginnt mit der Ausschreibung einer Kampagne durch eine Agentur beziehungsweise einen Kunden. Der Kunde erhält im nächsten Schritt Anfragen von verschiedenen Produktionsfirmen. Diese erstellen spezielle Pitch-Präsentationen, die dem Auftraggeber vorgestellt werden. Letztendlich entscheidet der Kunde, welche Produktion den Zuschlag erhält.
Problematisch an diesem Prozess ist, dass es für Produktionsfirmen sehr teuer ist die Präsentationen für den Pitch zu erstellen. Es werden nicht nur Personal und Ressourcen eingesetzt, sondern auch externe Dienstleister, in den meisten Fällen Regisseure, angefragt. Da am Ende nur einer den Zuschlag für das Projekt erhalten kann, wird auch nur dieser für seine kreative und organisatorische Leistung entlohnt. Dementsprechend gehen die übrigen Produktionsfirmen, die am Pitch teilgenommen haben, nicht nur sprichwörtlich leer aus. Aktuell erhalten sie keinerlei Aufwandsentschädigung
Mehr Wertschätzung im Pitch-Prozess.
Das soll der PCS (Pitch Cost Share) nun ändern. Die anteilig berechnete Aufwandsentschädigung sollen auch die Nicht-Gewinner eines Pitches erhalten und somit für ihre zuvor getätigten Bemühungen entlohnt werden. Der PCS trägt also dazu bei, dass Produktionsfirmen die finanzielle Belastung, die eine Pitch-Teilnahme darstellt, besser auffangen können. Konkret geschieht das durch die Kosten-Beteiligung der Auftraggeber:innen. Diese Entschädigung richtet sich anteilig nach dem für das gesamte Projekt zur Verfügung stehendem Budget und der Anzahl der Teilnehmer. Der PCS tritt in Kraft, wenn mindestens 2 Produktionsfirmen am Auswahlprozess teilnehmen. Demzufolge sind Single Bid Pitches mit nur einem Teilnehmer weiterhin kostenlos. Die Teilnehmerzahl wird durch das neue Modell nach obenhin jedoch nicht eingeschränkt.
Konkreter Ablauf des neuen Pitch-Modells.
Was der PCS ist, ist nun klar. Aber wie läuft der neue Prozess nun tatsächlich ab? Um das neue Modell anwenden zu können, muss folgendes erfüllt sein:
- Transparenz über die am Pitch teilnehmenden Produktionsfirmen
- Maximal drei Regievorschläge pro Produktionsfirma
- Ausschließlich ein ausgearbeiteter Regievorschlag pro Firma
Dieser Fokus auf eine:n Regisseur:in ist deshalb wichtig, da erst ab der Erstellung einer DI (Directors Interpretation) der PCS berechnet wird. Alles, was zuvor erfolgt, geschieht unentgeltlich. Des Weiteren bleiben alle vorgestellten Ideen und Konzepte (geistiges) Eigentum der Produktionsfirmen. Die tatsächliche Höhe des PCS wird individuell vereinbart.
Bedeutung für die Branche.
Die Einführung des PCS bedeutet gleichzeitig die Definition eines neuen Standards. Das neue Modell soll für mehr Transparenz, Fairness und Nachhaltigkeit in der Filmbranche sorgen. Pitches werden nicht nur fairer, dadurch dass Produktionsfirmen Aufwandsentschädigungen erhalten, sondern auch weil die Neuerung mehr Kosten-Transparenz schafft. Dies ermöglicht wiederum einen stärkeren Fokus auf die Qualität der Arbeiten. Wichtig ist hierbei natürlich auch, dass möglichst viele Agenturen den neuen Pitch Standard anerkennen, wie zum Beispiel David & Martin.
Auch für uns von urbanuncut. stellt der PCS eine attraktive Neuerung im Pitch-Prozess da. Als Produktionsfirma, die schon bei einigen Pitches angetreten ist, wissen wir, wie frustrierend es sein kann, Zeit und Geld, aber vor allem Herzblut und Kreativität in einen Pitch-Case zu stecken, den man letztendlich doch nicht umsetzen darf.